Teamwork ist Zeitgeist. Managementbücher und Unternehmensberater preisen Kollaboration und Teamarbeit. Und doch gibt es zahlreiche Untersuchungen, die beweisen, dass eine einzelne Person auf sich gestellt oft mehr Ideen produziert als eine Gruppe. Studien untermauern die Tatsache, dass Menschen, die die Möglichkeit haben, sich zurück zu ziehen und sich ungestört zu konzentrieren, kreativer sind als Teams. Die Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi und Gregory Feist weisen darauf hin, dass die kreativsten Menschen eher introvertiert sind. Auch Psychologe Hans Eyseneck betont die Bedeutung von Introvertiertheit. Introvertierte Menschen können sich besser konzentrieren und fokussieren. Wichtige Voraussetzungen beim Nachdenken über neue Lösungsansätze. So oft übersehen wir die stillen Momente des Kreativprozesses. Die Betonung der Leistung des Einzelnen scheint - im Zeitalter des Teamworks – als nicht mehr zeitgemäß. „Solo Spirit“ wird vom sog. „New Groupthinking“ geschlagen. Dies meint zumindest Susan Cain in ihrem Artikel im New Yorker, den sie Anfang diesen Jahres veröffentlichte.
Cain findet Zeichen der Dominanz des des „New Groupthinking“ überall: Bürolandschaften werden zugunsten von Gemeinschaftsbüros aufgebrochen, Open-Space und Open-Door-Policies betonen, dass man immer und überall ansprechbar ist. Und schon in der Schule wird Team- bzw. Gruppenarbeit konsequent eingeübt u.a. durch runde Anordnung der Schulbänke und nachmittägliche Lerngruppen. Teamarbeit ist wichtig. Zweifelsfrei. Doch übertreiben wir nicht etwas? Sind die vielen Kopfhörer in Großraumbüros und Fake-Meetings in Outlook nicht Zeichen dafür, dass wir mehr Zeit für uns selbst brauchen? Ausdruck des Wunsches nach Kontemplation, Ruhe und „mit den eigenen Gedanken alleine sein“? Aber wie unmodern ist das. Und unsozial. Besonders in Zeiten des „Social Web“ will man ja alles andere sein als „unsozial“ oder „ungesellig“.
Und doch sollte es erlaubt sein, seine „Introvertiertheit“ auszuleben. Sollte es opportun sein, Rückzugsmöglichkeiten anzubieten und auch zu akzeptieren, dass eine Tür auch mal geschlossen ist. Denn dahinter sitzt ein Mensch, der denkt. Hoffentlich. Und dort findet Kreativität dann einen guten Nährboden.
Susan Cain macht mit ihrem neue Buch „Quiet: The Power of Introverts in a World That Can´t Stop Talking” (und selbstverständlich ihres TED TAlks) auf die Kraft der Stillen aufmerksam. Dieses Buch sollte man lesen - alleine.
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