Rural Contemplation versus Urban Opulence: Kreativität durch Gemütlichkeit?
Auf
die Frage wie und wo Kreativität entsteht, hat Ralf Müller, Frontmann der BandVAIT aus Bad Aibling eine klare Antwort: Er ist immer dann kreativ, wenn es
ruhig und gemütlich wird. Daher ist er wohl auch aus der Stadt wieder zurück auf´s
Land gezogen, heim nach Bad Aibling. Und doch merkt man den Songs der Band ihre
„ländliche“ Kreativitätsquelle nicht wirklich an. Die Stücke hätten auch im
Studio mitten in der Stadt entstehen können. Oder doch nicht? Wie wichtig ist
das laute Getöse und die Opulenz an Möglichkeiten eines urbanen Umfeldes für
den kreativen Geist? Klischeehaft hört man doch immer, dass New York, Barcelona
oder Berlin die Mecca der Kreativität seien. Großstädte eben. Und meist sogar
ganz besondere Großstädte. Dort wo, nach Richard Florida, die „Creative Class“
sich ganz besonders wohl fühlt. Und doch betonen immer wieder Künstler, wie
wichtig es ihnen ist, sich zurückzuziehen, sich zu „besinnen“, sich auf
einfache Strukturen zu verlassen, zu fokussieren und weniger ablenken zu
lassen. All das gelingt Menschen auf dem Land leichter als in der Stadt.
Es scheint wohl eine Parallele zu geben zwischen dem Meinungsbild, das wir vom
Kreativpotenzial von Extrovertierten versus Introvertierte haben und unserer Einschätzung
zum Kreativpotenzial von Urban Creatives versus Rural Creators. Vordergründig
erscheinen uns die Stadt-Kreativen als die aktiveren, prominent und dominanteren.
Um die Potenziale der Kreativkraft auf dem Land zu entdecken, muss man genauer
hinsehen und tiefer blicken. Ganz ähnlich wie bei Extrovertierten und
Introvertierten. Susan Cain hat zur Kreativkraft von Introvertierten einen ganz
wunderbaren TED-Talk gehalten. Man sollte Introvertiertheit und Rural
Contemplation also nicht unterschätzen. Besonders in der reizüberfluteten
Flux-Zeit, in der wir heute leben, hat die Kreativkraft vom Land eine echte Chance
gegen Urban Opulence.
Am
allerwichtigsten ist jedoch, dass jeder Kreative für sich selbst weiß, wo und
wie er seine Kraft zieht. Und auch da hat Ralf Müller eine gute Antwort: „Der
kreative Input ist dann am größten, wenn man viel erlebt. Und das kann man
überall.“ Also: geht´s raus und erlebt´s viel.
Bild: Bad Aibling
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