22 April, 2012
"Ideen kommen nicht aus dem Laptop" John Cleese über Kreativität
Kann man 36 Minuten John Cleese von Monty Python zuhören, wenn er theoretisch über Kreativität spricht? Selbstverständlich. Und man lernt auch noch etwas. Man lernt, was man alles braucht, um eine Glühbirne zu wechseln. Und man lernt selbstverständlich was über Kreativität.
Dabei bringt es Cleese fertig, in nur einer halben Stunde die wichtigsten Elemente von Kreativität auf humorvolle Weise anzusprechen, beginnend mit einer Binsenweisheit: "Es ist einfach über Kreativität zu sprechen. Aber viel schwieriger, kreativ zu sein."
Cleese lässt keinen Zweifel daran, dass Kreativität kein Talent oder gar eine Gabe ist, sondern eine Profession, eine Fähigkeit, die man erwerben kann. Kreativitä hat nichts mit Intelligenz oder IQ zu tun, sondern mit der Fähigkeit von einem "geschlossenen Modus und Geist" in einen "offenen Modus und Geist" zu wechseln. Die wichtigste Fähigkeit für Cleese, kreativ zu sein, ist die Fähigkeit "spielen zu können". Laut seiner Analyse sind die kreativsten Menschen, diejenigen, die nicht verlernt haben zu spielen und die auch im kritsichen Moment offen sind, um spielerisch mit Problemen umzugehen - auch wenn das Spiel mit Ideen zunächst noch unlogisch und zeitverschwenderisch erscheint.
From Closed Mood to Open Mood
Das ist Cleese Credo. Und er hat auch 5 Zutaten parat, die helfen, von dem geschlossenen Modus in den offenen Modus der Kreativität zu wechseln: Raum, Zeit, Z
eit, Zuversicht und Humor.
1. Raum: Cleese hält viel davon, sich eine Oase der Ruhe zu schaffen. Sich Raum zu verschaffen, an den dem man sich zurückziehen kann. Rausnehmen aus der täglichen Hektik. Ein kreativer Schutzraum zum nachdenken und spielen.
2. Zeit: Sich rausnehmen aus der Hektik - für eine bestimmte Zeit. Auch dies ein ganz wichtiges Kriterium für Kreativität. Cleese wird nimmer müde zu betonen, wie wichtig es ist, sich Zeit zu lassen und eine Zeit der Kreation zu definieren. Sich nicht zeitlich unter Druck zu setzen und sich die Zeit für neue Ideen zu nehmen.
3. Zeit: "Es ist einfacher, schnell Dinge zu tun, die unwichtig sind. Es ist schwierig, wichtige Dinge zu tun, die lange brauchen". Daher lassen wir uns schnell ablenken. Von so vielen Dingen, die alle schnell schnell gemacht werden müssen. Cleese plädiert für mindestens 1,5 Stunden Kreativzeit pro Tag. Nicht länger, denn nach Cleese braucht man nach 1,5 h eine Pause und danach ist es nur schwierig, den Faden wieder aufzugreifen. Besser also jeden Tag 1,5 Stunden als einen Tag lang 8 h.
4. Zuversicht: Nichts ist fataler für Kreativität als die Angst, einen Fehler zu machen. Offen zu sein und auch mit unsinnigen Ideen zu spielen - nur das führt wirklich zu Neuem. Doch wir fürchten uns, Unsinniges oder gar Blödes zu sagen. Doch genau dieses Risiko, das Risiko sich zu blamieren und auch mal zu irren, braucht man, um kreativ zu sein. Kreative Menschen haben Zuversicht und sind diesbezüglich furchtlos oder unsensibel.
5. Humor: Natürlich ist Cleese Humor wichtig ... schließlich hat er weit mehr als jeder von uns davon. Und er erinnert uns daran, dass man sehr wohl auch über seriöse und ernste Themen mit Humor sprechen kann, ohne die Seriösität des Themas zu verletzen. Cleese wichtigster Aufruf: "Giggle as much as you want and move from the closed mood to the open mood."
Und schließlich bestätigt er, was jeder Kreative kennt: die Zeit der Inkubation und das vertrauen darauf: "Keep your mind gently round your subject ... and you will be rewarded from your unconsciousness ... in the shower or at breakfast ..." Wer seinem Hirn etwas Zeit läßt, der wird vom Unterbewußtsein mit Ideen belohnt werden.
Wer an dieser Stelle noch mehr von John Cleese hören will, der höre doch mal in die Rede, die er auf einer belgischen Konferenz hielt: Mit seiner Hauptthese Sleeping on a problem
Auch hier wird die Inkubation beschworen. Cleese behauptet dabei dass er gerne mal ein geniales Skript schusselig verliert und dann aus der Erinnerung es erneut schreiben muss (wer kennt das nicht). Das Schreiben der zweiten Version geht oft schneller als beim ersten Mal und der Vergleich mit der ersten Version (denn manchmal findet er seine Originalversion doch wieder) bringt dann Überraschendes: die zweite Version ist immer besser. Seine Erklärung: das Unterbewußtsein arbeitet "heimlich" weiter an der Idee und macht sie einfach besser. Auf unser Hirn ist also Verlass.
Das Schlimmste für Kreativität ist - laut Cleese - Unterbrechung. Erneut spricht er hier über die Bedeutung der räumlichen und zeitlichen Oase - sich wirklich und wahrhaftig frei und Zeit zu nehmen. Sich raus zu nehmen aus dem Alltag. Nur dort ist Kreativtät machbar. In der Oase von Zeit und Raum
Und zum Schluss gibt es noch die Antwort auf die wohl wichtigste Frage: Wo kommen die Ideen her? Seine Antwort: "Ideen kommen nicht aus unserem Laptop."
So ist es.
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