04 September, 2012

Unter Freunden sind wir leider nicht kreativ


Die Welt wird immer komplexer. Zu komplex, um von einer einzelnen Person gelöst zu werden. Wer wählen muss zwischen „Team“ oder „SoloSpirit“, der sollte sich für die Gruppe entscheiden, denn Gruppen sind schon lange im Vorteil. Doch wie sieht die ideale Besetzung einer kreativen Gruppe aus?

Der Soziologe Gerhard Fischer von der Universität Colorado hat darauf eine klare Antwort:  Je höher die Diversität, umso höher die Kreativität. Eine möglichst unterschiedlich zusammengesetzte Gruppe hat die beste Chance, innovative Lösungen zu erarbeiten. Hohe Diversität hat das Potenzial, ein Problem von unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Und nur eine diversifizierte Gruppe bringt ausreichend Informationen, Fakten und Hintergrundwissen zusammen, um dies einzigartig zu kombinieren.

Nie war Diversifikation nötiger als heute. Doch leider sieht die Realität anders aus. Je komplexer unsere Welt wird, umso mehr vertrauen wir altbewährten Mustern – und unseren Freunden. Wir verlassen uns auf die Routine bewährter Teams. Ein Paradoxon. Und eine gefährliche Falle. Denn die altbekannten Rezepte verstellen uns den Weg, Neues auszuprobieren. Die immer gleichen Meetings mit den immer gleichen Kollegen sind fast wie ritualisierte Stammtischrunden.  Doch diversifizierte Gruppen sind gegenüber homogenen Gruppen klar im Vorteil:
1. Sie haben besseren Zugang zu Informationen, Meinungen und Perspektiven, die Ideen stimulieren.
2. Sie bringen unterschiedliche Blickwinkel ein – Grundlage für neue Herangehensweisen.
3. Sie strengen sich im Umgang miteinander mehr an, nehmen sich mehr Zeit und gehen mit ungewöhnlichen Ideen respektvoller um.


Doch ist der Umgang mit unterschiedlichen Gruppen anspruchsvoll:
Die Arbeit mit vielfältigen Gruppen stellt hohe Ansprüche an Führung und Moderation von Kreativsitzungen. Die Gruppengröße und das Maß an Diversität haben große Auswirkungen auf den Erfolg eines Brainstormings. Lisa N. Hishii und Jack A. Goncalo von der Cornell University können nachweisen, dass Gruppen mit überdurchschnittlich vielen „Bruchstellen“ (Unterschieden zwischen den Individuen), quantitativ produktiver sind als homogene Gruppen. Gruppen mit einer eher „moderaten“ Vielfalt sind dagegen qualitativ wesentlich besser. Entscheidend für den Erfolg ist, dass sich die Gruppe  ihrer Diversität bewusst ist. Die Teilnehmer müssen anerkennen, dass einige von ihnen „anders“ sind. Aber eben nur einige. Eine Gruppe, in der jeder „anders“ ist, ist bereits wieder eine homogene Gruppe. Moderat gemischte Gruppen sind daher das Ideal für Brainstormings.
Je mehr sich die Teammitglieder über ihre Unterschiede und das Konfliktpotenzial bewusst sind, desto mehr Anstrengungen unternehmen sie, vielfältige Ideen zu generieren. Demgegenüber sind solche Teams weniger produktiv, die zu Beginn meinen, es gäbe keine unterschiedlichen Ansichten und Differenzen. Sie beginnen mit der Lösungsfindung vorschnell und müssen oft feststellen, dass sie nicht vorankommen.

Diversität führt aber auch nur dann zu Erfolg, wenn sich die Gruppenmitglieder sicher fühlen. Und gleichen Zugang zu Informationen haben. Diversität bewusst gestalten heißt, aktiv Vertrauen unter allen Teilnehmern herstellen.

Tipps für Brainstormings

1.    Erhöhen Sie die Diversität in Ihrem Kreativteam – nicht zu hoch, denn die richtige Balance ist entscheidend
2.    Sprechen Sie Spannungsfelder an, machen Sie dem Team bewusst, dass es interdisziplinär und unterschiedlich zusammengesetzt ist
3.    Schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens
4.    Nehmen Sie sich Zeit, die Aufgabenstellung und das Ziel für alle zu definieren
5.    Nutzen Sie die unterschiedlichen Meinungen, Wissen und Perspektiven aller Gruppenmitglieder

 

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