16 Januar, 2012

Ausbrechen und Aufbrechen. Kreativität mit der Brechstange

Glaubt man einem McKinsey Quarterly Artikel (und wer wagt das zu bezweifeln), dann müssen wir unser Hirn schon schwer überlisten, wenn wir wirklich kreativ sein wollen. Lohnenswert ist der Artikel „Sparking creativity in teams: An executive´s guide“, denn er wühlt genau da Staub auf, wo es wirklich weh tut. Nämlich bei unseren Routinen. Neurowissenschaftler werden in diesem Artikel zitiert, um zu beweisen, dass unser Gehirn darauf programmiert ist, immer wieder das Gleiche zu tun. Sich auf Bewährtes und Erprobtes zu verlassen und damit effizient durchs Leben zu gehen. So meistern wir schließlich unsere Leben (und die, die immer wieder mit ihrem Schweinehund kämpfen wissen das auch ohne die Neurowissenschaft). Aber in Kreativprozessen wollen wir genau das Gegenteil. Wir wollen ausbrechen und aufbrechen. Raus aus der Routine. Doch wie geht das?
Maria Capozzi und Renée Dye bieten vier Rezepte dafür an:
1.      Echte und knallharte Realität erfahren.
2.      Alles in Frage stellen. Vor allem Standards.
3.      Inspiration durch andere, nachahmen und Analogien finden.
4.      Sich künstlich einschränken.
Aber der Reihe nach. Denn jedes dieser Prinzipien klingt einfach, ist aber zugegeben sehr schwer in der Umsetzung.
1.      Echte und knallharte Realität erfahren
Das menschliche Gehirn ist ziemlich resistent und weigert sich lange, sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Nicht einmal eine Flut an Daten und Statistiken kann uns überzeugen, wenn wir nicht wirklich an etwas glauben. Nur eines hilft: wir müssen es mit eigenen Augen sehen und erfahren. Das heißt aber auch: raus aus dem Büro, weg vom sicheren Schreibtisch und ran an die Realität. Ein Problem muss tatsächlich und direkt vor Ort erfahren werden. Kreativitätsprozesse können durch eigene Erfahrungen wesentlich besser in Gang gesetzt werden. Also raus gehen. Auch wenn es schwer fällt.
2.      Alles in Frage stellen
Ein weiteres schwieriges Prinzip. Alles in Frage zu stellen, besonders die Dinge, die gut laufen. Die Standards und Routinen, die wir so lieben und auf die wir uns verlassen können, fällt nicht vielen leicht. Erscheint es doch „unnützt“, ja sogar unsinnig und gefährlich. Aber genau hier beginnt der Kreativprozess. In Bereiche vorzudringen, die eben vermeindlich „tabu“ sind. Und wem es besonders schwer fällt, der nehme dieses Prinzip doch einfach nur als „Gedankenübung“. Als „Fingerübung im Trockenen“. Hinterfragen und denken wird man ja noch dürfen. Noch ist ja nix tatsächlich verändert und passiert. Und ob, das Hinterfragte dann auch tatsächlich verändert werden muss, das kann man ja später immer noch entscheiden. Aber denken sollte man es zumindest mal.

3.       Inspiration durch andere, nachahmen und Analogien finden.
Sich von anderen anleiten und inspirieren lassen, das fällt uns schon leichter. Und für viele sind Beispiele sogar ganz entscheidend, um in einen Kreativprozess selbst Ideen einbringen zu können. Erst mit einigen Beispielen vor Augen können sie selbst Ideen entwickeln. Die Herausforderung dieses Prinzipes liegt also nicht in der Umsetzung, sondern in der Vorbereitung. Wer eine Kreativsession vorbereitet, der hat die Mühe, die richtigen Beispiele, Inspirationen und Anregungen herauszusuchen und mitzubringen. Dabei ist entscheidend, dass die Beispiele zwar ähnlich sind, aber nicht zu eng am Thema. Dass sie genügend Spielraum für neue Ideen geben. Sie müssen zum Teil weit weg führen, um wirklich in neue Bereiche vorzudringen und dürfen trotzdem die Teilnehmer der Session nicht verschrecken. Doch besonders Stimulation führt zu den erstaunlichsten Ergebnissen.

4.      Sich künstlich einschränken
Eines der schwierigsten Prinzipien. Tatsächlich gibt es sogar einige Kreativtechniken, die mit künstlicher Einschränkung arbeiten und immer wieder ist es für die Teilnehmer in Kreativsessions eine Herausforderung damit zu arbeiten. Denn zunächst muss man die Logik ausschalten und seinem Hirn ganz klar sagen: so ist das jetzt mal. Denk nach und streng dich an. Doch das Ergebnis ist meist fantastisch. Denn Einschränkungen zwingen wirklich zu Gedankenmodellen, die man normalerweise niemals zulassen würde. Und dahinter steckt immer eine Menge Kreativität.
„Creativity is not a trait reserved fort he lucky few“ – somit enden Capozzi und Dye ihren Artikel und haben natürlich recht. Die vier von ihnen aufgelisteten Prinzipien sind Erfolgsrezepte. Keine Frage. Aber oft nicht leicht umzusetzten. Und doch lohnt es sich.

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