06 August, 2012

Die Gesellschaft von morgen – ist kreativ und flexibel

Es gibt Wissenschaftler, die beschäftigen sich mit der Welt von morgen. Und damit ist nicht in ein paar Jahren gemeint, sondern die Gesellschaft nach unserer Gesellschaft heute. In sehr sehr ferner Zukunft. Und doch kann es sein, dass uns die Zukunft schneller einholt, als wir denken und man sollte sich schon mal fit machen und darauf einstellen, was Wissenschaftler wie der Soziologe Dirk Baecker am Zeithorizont und darüber hinaus für uns sehen. Nicht weniger als die „soziale Katastrophe“ erwartet uns. Und damit ist eine komplette Umgestaltung unserer gesellschaftlichen Grundstruktur gemeint. Auslöser ist selbstverständlich der Computer, auf den wir unser Leben noch weiter ein- und umstellen werden. Die Gesellschaft der Zukunft hat alles Wissen zur Verfügung, kämpft mit Sinnüberschuss und vollkommender Kontrolle. Die Welt der Zukunft steckt im Paradox von Sicherheit und Risiko, denn Computer machen unser Leben immer berechenbarer und zuverlässiger, gleichzeitig nehmen aber die Unabwägbarkeiten der Umwelt und auch Herausforderungen durch Technikausfall zu. Die Soziologengruppe um Dirk Baecker, zitiert in GDI Impuls 4/2011, konzentriert sich dabei auf die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte dieses Widerspruchs. Dabei kommt es, so die Wissenschaftler, in der Zukunft zu einem gewaltigen Bruch: „Die bisherige Gesellschaft sagt ihren Mitgliedern: Haltet an euren Werten fest. … Die nächste Gesellschaft sagt: lernt, flexibel mit euren Werten umzugehen.“ Verbindliche Wertesysteme werden in der fernen Zukunft zum Bottle Neck für Entwicklung und Anpassung. Sie erweisen sich als zu starre Rahmensysteme, die der Menschheit mehr schaden als nützen. Ein gewaltiger Umbruch, der uns zu enormen zum Umdenken zwingt. „An der Stelle ethischer Nibelungentreue zu sich selbst tritt allerdings nicht Beliebigkeit, sondern Nachvollziehbarkeit.“  Führungspersönlichkeiten der Zukunft sind aufgefordert, komplette Erzählstränge und transparente Narrative mitzuliefern, anstatt nackte Handlungsanweisungen zu geben. „Narrate your life“ nennt dies der US-Unternehmer Dave Winer und empfiehlt sein Leben öffentlich zu bloggen, um sich als Führungskraft authentisch und nachvollziehbar zu machen. Auf Unternehmen, ihre Führung und Handlungsmacht hat diese neue Gesellschaft erhebliche Auswirkungen. „In der nächsten Gesellschaft stehen alle Unternehmen unter diesen Ansprüchen höchster Zuverlässigkeit (…) und gerade deswegen drehen sich solche (neuen) Organisationen viel stärker um den Menschen als klassische Unternehmen. Von wegen der Computer ersetzt den Menschen. Die heterogenen Verbindungen so zu knüpfen, dass sie für alle Beteiligten Sinn machen, und dies auch zu kommunizieren – dies wird mehr denn je die Kunst höchst aufmerksamer Menschen sein. Und die zu gewinnen und zu binden, wird eine zentrale Aufgabe der Unternehmen. Motivation schlägt Rationalität.“
Und noch etwas sehen die Zukunftsforscher voraus: eine Welt der Hyperkomplexität. „In den Netzwerken der nächsten Gesellschaft findet nicht die Erlösung vom Joch der Moderne statt, hier entsteht keine befreite Welt. Im Gegenteil: Die mühsame Arbeit an der Hyperkomplexität erfordert eher, dass die Menschen zu ´Stressvirtuosen` einer neuen Unübersichtlichkeit werden.“ (Bild: Richter, Berlin, 2012)

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