16 August, 2012

Was wächst da nach? Der kreative Nachwuchs ist dünn

Generation Millenial, Generation Y oder wie? Die neue Generation, die vor dem Sprung ins Arbeitsleben steht, hat irgendwie keinen prickelnden Namen. Die Amerikaner einigen sich gerade auf „Generation Millenial“ und schauen gierig hin, wie man die Konsumenten zwischen 20 und 30 am besten als Kunden und als Mitarbeiter bekommt. Damit löst diese Generation die „sog. Baby Boomer“ ab, die bisher die volle Aufmerksamkeit von Personalern und Marketingmanagerin in den USA genossen hatten. In Europa müsste diese Generation wohl „Generation Bachelor“ heißen, denn es sind die ersten Jahrgänge die auch in Deutschland mit dem einheitlich benannten und verschulten Studienabschluss an die Tür der Unternehmen und Agenturen klopfen. Und derzeit schreiben sich Journalisten die Finger wund, um diese Generation zu beschreiben, ist sie doch so ganz anders, als die Generationen davor. Zunächst einmal ist das eine „glückliche Generation“. Denn junge Arbeitnehmer sind rar und werden immer rarer, eigentlich kann jeder von ihnen mit einem Jobangebot rechnen – schon bevor er die Uni verlässt. „Es wird keine neue Generation Praktikum geben“, so eine Untersuchung im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (zitiert nach Süddeutsche Zeitung 13.7.2012). „Die Jobchancen der Jugend seien durchweg besser als die ihrer Eltern.“ Und doch wollen die Eltern, dass es ihre Kinder einmal „besser“ haben als sie. Daher tun Eltern schon im Kindergartenalter alles dafür, um ihre Kleinen auf Erfolg zu trimmen. Und wenn man der Kindergärtnerin oder dem Lehrer mit einer Klage drohen  muss, wenn die eigene Sichtweise auf das Kind mit der des professionellen Pädagogen nicht übereinstimmt. Diese Generation ist also mit dem Besten vom Besten ausgestattet und müsste nur so durchstarten.
„Die knappe Generation“, so nennt das Deutsche Institut für Altersvorsorge diese Jahrgängen, denn sie sind knapp und jeder wartet nur auf sie. Glücklich sind sie wohl, optimistisch und zuversichtlich. Krise und Arbeitslosigkeit sind den 20-jährigen eher fremd, oder man kennt es nur theoretisch aus den Nachrichten. Gute Bildung, lebenslanges Lernen, hartes Arbeiten und Wettbewerb sind für die Jungen geradezu selbstverständlich und doch zeigen sie jetzt schon ihren fleißigen Eltern die kalte Schulter. Denn im Gegensatz zur Generation Golf, die eine Aufsteigergeneration ist und dafür sehr hart arbeitet, ist für die Jugendlichen von heute schon klar: Glück statt Geld. Wer so behütet aufgewachsen ist, der schaut nicht mehr nach Geld, sondern nach mehr. Und so hört man heute schon von Jugendlichen, die noch nicht einmal mit dem Arbeiten angefangen haben, dass sie auf jeden Fall ein Sabbatical nehmen werden, ihren Job für eine Weltreise unterbrechen werden, die Elternzeit soweit ausdehnen wie möglich für sie und ihn, und eventuell sogar nur Teilzeit arbeiten wollen. Aufreiben für den Job: nicht mit uns. Ob sie das in 10 Jahren immer noch denken, wir interessant sein, zu beobachten, doch heute sind sie noch optimistisch.
Einen sehr interessanten Aspekt hebt Sibylle Haas in ihrem Artikel in der Süddeutschen Zeitung (13.7.2012) ganz besonders heraus: „Die Psychologin Ursula Schütze-Kreilkamp sieht (diese Generation) nicht nur positiv. `Es gibt eine wachsende Gruppe exzellent ausgebildeter junger Leute. Das macht Mut´, sagt sie. `Sorge bereitet mir aber die zunehmende Uniformität der Bewerbungen. Viele junge Menschen verfügen über häufige Auslandserfahrungen, wurden auf Elite-Unis ausgebildet und sind sozial engagiert. Die Biografien gleich sich zunehmend. Auf der Strecke bleiben Individualität, Phantasie, Neugier und Nachdenklichkeit´.  Dies deckt sich durchaus auch mit meinen eigenen Erfahrungen aus dem Agenturalltag. Immer seltener begegnet man wirklichen Persönlichkeiten und besonderen Charakteren - jungen Kollegen, die den Mut haben, authentisch und eigenwillig aufzutreten. Elternhaus, Schule und Bachelor trimmen auf Gleichförmigkeit, Andersartigkeit wird anscheinend von unserer Gesellschaft heute mehr bestraft als früher. Die SZ weiter: „Zu oft würde der Nachwuchs von den Eltern zum Erfolg auf direktem Weg gedrillt. Das könne der Wirtschaft schaden, meint die Personalerin Schütze-Kreilkamp“ , verantwortlich für die Führungskräfte bei REWE – denn Kreativität und Innovation werden zunehmend zum Wachstumstreiber (…).
Absolut will ich hier beipflichten. Und sogar noch mehr: „Man braucht Menschen, die querdenken, die Alteingefahrenes infrage stellen. Und man braucht Leute, die im Team – und dennoch selbstbestimmt – arbeiten können.“ (SZ, 13.7.2012)
Also liebe junge Kollegen: bevor ihr schon vor dem Arbeitsstart an die Auszeit und den Ruhestand denkt, zeigt erst einmal eure Ecken und Kanten, eure Ideen und Visionen und krempelt die Welt einfach mal um. Auch wenn´s den Eltern nicht gefällt – aber welche Generation wollte denn wirklich seinen Eltern gefallen? Ihr wollt doch nicht die ersten sein, oder? (Bild: Sanja Ivekovic auf der dOCUMENTA (13) )

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