05 Januar, 2015

Rural Contemplation versus Urban Opulence: Kreativität durch Gemütlichkeit?

Auf die Frage wie und wo Kreativität entsteht, hat Ralf Müller, Frontmann der BandVAIT aus Bad Aibling eine klare Antwort: Er ist immer dann kreativ, wenn es ruhig und gemütlich wird. Daher ist er wohl auch aus der Stadt wieder zurück auf´s Land gezogen, heim nach Bad Aibling. Und doch merkt man den Songs der Band ihre „ländliche“ Kreativitätsquelle nicht wirklich an. Die Stücke hätten auch im Studio mitten in der Stadt entstehen können. Oder doch nicht? Wie wichtig ist das laute Getöse und die Opulenz an Möglichkeiten eines urbanen Umfeldes für den kreativen Geist? Klischeehaft hört man doch immer, dass New York, Barcelona oder Berlin die Mecca der Kreativität seien. Großstädte eben. Und meist sogar ganz besondere Großstädte. Dort wo, nach Richard Florida, die „Creative Class“ sich ganz besonders wohl fühlt. Und doch betonen immer wieder Künstler, wie wichtig es ihnen ist, sich zurückzuziehen, sich zu „besinnen“, sich auf einfache Strukturen zu verlassen, zu fokussieren und weniger ablenken zu lassen. All das gelingt Menschen auf dem Land leichter als in der Stadt.

Es scheint wohl eine Parallele zu geben zwischen dem Meinungsbild, das wir vom Kreativpotenzial von Extrovertierten versus Introvertierte haben und unserer Einschätzung zum Kreativpotenzial von Urban Creatives versus Rural Creators. Vordergründig erscheinen uns die Stadt-Kreativen als die aktiveren, prominent und dominanteren. Um die Potenziale der Kreativkraft auf dem Land zu entdecken, muss man genauer hinsehen und tiefer blicken. Ganz ähnlich wie bei Extrovertierten und Introvertierten. Susan Cain hat zur Kreativkraft von Introvertierten einen ganz wunderbaren TED-Talk gehalten. Man sollte Introvertiertheit und Rural Contemplation also nicht unterschätzen. Besonders in der reizüberfluteten Flux-Zeit, in der wir heute leben, hat die Kreativkraft vom Land eine echte Chance gegen Urban Opulence.

Am allerwichtigsten ist jedoch, dass jeder Kreative für sich selbst weiß, wo und wie er seine Kraft zieht. Und auch da hat Ralf Müller eine gute Antwort: „Der kreative Input ist dann am größten, wenn man viel erlebt. Und das kann man überall.“ Also: geht´s raus und erlebt´s viel.
Bild: Bad Aibling

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